Focusing ist eine Methode des achtsamen Begegnens von inneren Prozessen.
Es stärkt unsere Konzentration auf das innere Erleben, und hilft uns, die Stimme des Körpers wahrzunehmen.
Begegnen wir mit achtsamer und freundlicher Haltung diesen inneren Prozessen, verändern sie sich und fördern eine ganzheitliche Entwicklung, ein besseres Selbstverständnis und Selbstbewusstsein.
Unsere Kreativität kommt wieder zum fliessen und wir können Freiräume und neue Perspektiven gewinnen. Mehr Empathie für uns selbst und unser Gegenüber kann gefördert werden.
Der Körper hat seine eigene Sprache um sich uns mitzuteilen und uns Lösungen zu Lebensfragen anzubieten. Die Technik des Focusing lehrt uns, durch innehalten diesen Signalen aufmerksam zu lauschen.
Mit Focusing können wir uns persönlichen Lebensthemen, Konflikten oder einfach dem Wunsch nach Veränderung durch gezielte Selbstwahrnehmungs-Übungen zuwenden.
Focusing ist hilfreich in jeder Phase des Lebens, in der:
Im Focusing geht es im wesentlichen um die Beziehung zu uns selbst und unser inneres Erleben und Empfinden.
Das innere Empfinden kann etwas ganz Zartes, Vages sein, so, dass es Zeit und Raum braucht, um es wahrzunehmen. Es ist etwas , das wahrgenommen werden möchte, und das wir manchmal mit unserem Alltagsbewusstsein ausblenden.
Diese Haltung, die den inneren Wahrnehmungsprozess fördert, kann man trainieren.
Unsere Umgangssprache kennt viele Ausdrücke für das innere Befinden, mit dem wir manchmal nicht viel anzufangen wissen.
Zum Beispiel: etwas macht mulmig - etwas stimmt nicht- ein komisches Gefühl - irgendwie habe ich es schon im voraus geahnt, gespürt oder gewusst. Eine körperliche Resonanz ist vorhanden, doch wir können diesem Gefühl noch keinen Namen oder eine Bedeutung geben.
Im Focusing lernen wir auf diese Hintergrundgefühle zu hören, uns darauf einzulassen und achtsam die Botschaft, die dahinter steckt in unser Bewusstsein zu integrieren.
Focusing und Achtsamkeit
"Mit Achtsamkeit kultivieren wir Mitgefühl mit uns und mit anderen.“ (Jon Kabbat Zinn)
Die Basis eines Focusing Prozesses ist eine achtsame Grundhaltung, dies beinhaltet:
Selbstakzeptanz und Selbstbestimmtheit
Neutralität
Anfängergeist bewahren
Sich Freiraum schaffen
Der „Felt Sense“ und der lösungsorientierte Körper
Im Focusing arbeiten wir nicht mit unseren Problemen und Themen.
Wir arbeiten mit dem Felt Sense, der körperlichen Resonanz zu einem Problem oder einem Thema.
Wir arbeiten immer im Frei-Raum, immer mit beweglicher Achtsamkeit im Körper und mit einem wachen, ansprechbaren und fragenden Bewusstsein...“ „ Nicht die Focusing-Therapie ist lösungsorientiert, der Organismus, der Körper selbst, ist lösungsorientiert und wird, wenn wir ihn in angemessener Weise ansprechen, auch antworten.“ ( Klaus Renn)
Focusing wurde in den frühen sechziger Jahren von dem Philosophen und Psychotherapeuten Gene Gendlin an der Universität Chicago entwickelt. Er fand heraus dass Menschen, die ihre psychotherapeutische Behandlung als „erfolgreich" erlebten, eine besondere Art und Weise aufwiesen, mit ihrem „Inneren" Kontakt aufzunehmen. Gendlin erforschte diesen Prozess und gliederte ihn in sechs Schritte, deren wesentliches Merkmal die Konzentration auf den Körper und dessen Empfindungen sind.
Heute wird Focusing als Selbsthilfe-Technik gelehrt, es kommt aber auch bei unterschiedlichen Therapieformen zum Einsatz, in der Stressprävention und beim Coaching, in Schulen und bei allen kreativen Prozessen.
Achtsames Zuhören und Empathie
Das empathische Zuhören ist ein weiterer wesentlicher Teil im Focusing Prozess:
Dem Zuhören lauschen ( Von Rene Maas)
„Focusing ist eine Art des Zuhörens, die Aufmerksamkeit für das Unscheinbare, das beinahe Unsagbare verlangt, das im groben Netz des alltäglichen Zuhörens nicht hängen bleiben kann.
Dem Anderen zuzuhören setzt voraus, dass man gleichzeitig auch auf sich selbst hört und in der Aufmerksamkeit die Resonanz berücksichtigt die der andere bei einem hervorruft. So kann ein Focusierender meines Wissens unmöglich das Wagnis eingehen, in sich selbst den Weg zu einem Felt Sense einzuschlagen, wenn er nicht intuitiv fühlt, dass der Zuhörer in diesem Augenblick den selben Weg geht.
So ist gutes Zuhören auch immer ein Vorbote der Stille, und der inneren Aufmerksamkeit, wodurch auch das Urteil über das verhalten des Anderen entfällt.
Man kann auch sagen, dass gutes Zuhören Platz schafft in einem selbst und um einen herum.
Nach meiner Erfahrung erhalten Worte oft erst in dem Augenblick ihre Ladung und auch ihre Entladung in dem der Sprecher merkt,
dass sie vom Zuhörer empfangen werden.Wenn ich als Empfänger ein guter Zuhörer bin, wird meine Reaktion zugleich eine Einladung sein, wodurch dem Sender möglicherweise deutlicher wird, was er sagen wollte, und wie er dies am besten in Worte kleiden kann.
Dieses Hin- und Hergehen setzt also nicht nur einen externen Dialog, sondern auf beiden Seiten einen internen Dialog in Gang.
Es ist mit anderen Worten ein ständiges Prüfen und justieren eines sich ständig verändernden Mitteilens.“